Montag, 24. August 2009

Vom Donner gerührt, vom Blitz getroffen

Gewitter und Blitzschlag – die unterschätzte Gefahr
Wenn es während eines Ausflugs im Grünen unerwartet zu gewittern beginnt, kann dies gefährlicher sein, als viele denken. Beim Menschen kann ein Blitzschlag tödliche Herzrhythmusstörungen und innere Verbrennungen verursachen. Wie aber kann man sich schützen?

„Ein Problem ist es oftmals, dass Menschen nicht genügend über bevorstehende Wettersituationen informiert sind“, meint Günther Delfs vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Hamburg. „Das muss nicht sein, denn der Deutsche Wetterdienst bietet im Internet genaue Vorhersagen über nahende Unwetter und Gewittersituationen.“ Diese können sehr kleinräumig sogar bis auf Landkreisebene aufgelöst sein. Wichtig sind natürlich solche Informationen für Wanderer und Wassersportler- „aber auch für Freizeitfußballer, deren Trainingsplätze oftmals den Ortschaften vorgelagert sind und dadurch recht exponiert im Freiland liegen“ führt der Experte aus.
Für Freizeitkicker gilt: Vorsicht! Im Vorfeld solcher Aktionen sollte man daher unbedingt auf die Vorhersage oder den Wetterradar des EWD achten“, rät Delfs. Dass Fußballplätze besonders gefährdet sind für mögliche Blitzeinschläge, liegt nicht zuletzt an den Beleuchtungsmasten aus Stahl. Sie bilden die höchste Erhebung in der Umgebung und einen idealen Blitzableiter. Schlägt hier der Blitz ein, kann es zu Weiterleitungen auch über andere Stahlteile kommen, beispielsweise den Geländern im Zuschauerbereich. Dadurch sind gleich sehr viele Menschen von den hohen elektrischen Strömen eines Blitzes mit bis zu 400 000 Ampere betroffen, wie jüngst ein einem Stadion in der Gemeinde Ingoldingen im Landkreis Biberach, wo im Mai dieses Jahres 26 Menschen bei einem Blitzeinschlag schwer verletzt wurden.
Der erste Rat von Fachleuten ist daher, die drohende Gefahr schon im Vorfeld möglichst richtig einzuschätzen. In vielen fällen kündigt sich ein drohendes Gewitter hörbar an. „Folgt der Donnerschlag einem Blitz in weniger als zehn Sekunden, ist der Einschlagort nicht mehr als einen Kilometer entfernt“, sagt Günther Delfs vom DWD. Dann gilt es, rasch zu handeln: Abstand zu allen höher gelegenen Punkten halten und, wenn möglich, am besten ein Gebäude aus Stahlbeton oder ein geschlossenes Fahrzeug zum Schutz aufsuchen. Hier sollten allerdings nicht die Karosserie oder in Gebäuden die Heizkörper oder Wasserleitungen berührt werden.
Auf Abstand zu Bäumen
Befindet man sich im freien Gelände, heißt es: Möglichst mit geschlossenen Beinen in Hockstellung gehen und einen möglichst großen Abstand zu Bäumen, Masten oder auch dem Fahrrad einnehmen, also zu allem, was gut leitfähig ist. Man achte darauf, sich nicht zum höchsten und damit exponiertesten Punkt der Umgebung zu begeben.
An den Spruch „Buchen sollst Du suchen, Eichen sollst Du weichen“ sollte man sich keinesfalls halten. Bäume – gleich welcher Art – sind bei einem Gewitter tabu!
Camper sollten bei einem Gewitter auf keinen Fall im Zelt bleiben, denn die Zeltstange wirkt wie eine Antenne und zieht Blitze an. Das Gleiche gilt für Handys, die während eines Gewitters nach Möglichkeit nicht getragen, vor allem aber nicht genutzt werden sollten.
Nicht ganz unwichtig ist laut DWD Experte Günther Delfs zudem die so genannte Schrittspannung. Diese entsteht, wenn die Beine nicht eng genug zusammen stehen. Selbst wenn die Blitzeinschlagstelle entfernt ist, kann der sich trichterförmig ausbreitende elektrische Strom über das eine Bein in den Körper eintreten und über das weiter entfernte wieder hinaus. Die durch den Körper fließenden elektrischen Ströme können so noch immer lebensgefährlich hoch sein.
Sofort helfen

„Ist es bereits zu einem Blitzschlag mit Personenschaden gekommen, sollte auf jeden Falle in Notarzt gerufen werden“, sagt Stefan Osche vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Berlin. Als Ersthelfer sind aber auch Unbeteiligte direkt angesprochen. Die möglichen Verletzungen sind dabei entsprechend einem Unfall mit Starkstrom zu versorgen. Das heißt, sofortige Kontolle der Herz- und Kreislauffunktionen, Stabilisierung und gegebenenfalls auch Beatmungs- und Wiederbelegungsversuche, die in der Regel mit einer guten Erfolgschance belohnt werden. Angst vor einer Restspannung brauche niemand zu haben, da der Blitz schnell abgeleitet wird und damit für später Hinzukommende unwirksam ist. „Und dass ein Blitz zweimal in die gleiche Stelle einschlägt, ist unwahrscheinlich“, sagt Stefan Osche vom DRK.
Wichtig sei es allerdings zu beachten, dass Betroffene oftmals in ihrer Hörfähigkeit stark beeinträchtig und daher schwer ansprechbar sind. „Ein Trommelfell kann durch den Donnerschlag enorm geschädigt werden“, sagt Osche. ER rät daher dazu, gerade auch auf solche Anzeichen gezielt zu achten. „Diese Menschen sollten auf jeden Fall in ärztliche Behandlung begleitet werden.“ Hörschäden könnten bei ansonsten äußerlich unversehrt wirkenden Personen doch en Hinweis auf mögliche andere Beeinträchtigungen als Folge eines Blitzschlags sein: „Nachträglich auftretende Herzrhythmusstörungen sind dann nicht ausgeschlossen.“

Gefunden in: AOK-Unternehmerzeitung „Praxis aktuell“ 03/2009

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